Im Zeitraum vom 20. Oktober 2024 bis 26. Oktober 2024 fand auf der griechischen Insel Rhodos zum 34. Mal die traditionsreiche NATO-Schachmeisterschaft statt. In den sechs Tagen stand für die Teilnehmenden der Veranstaltung neben den Duellen am Schachbrett auch der persönliche Austausch auf dem Programm. Die Atmosphäre der Meisterschaft macht das Turnier zu etwas Besonderem und gilt als einer der Gründe, warum viele erfahrene Mitstreiterinnen und Mitstreiter diesem Wettkampfformat treu bleiben. So bleiben Spielerinnen und Spieler, welche die achtmalige Teilnahme am Turnier nachweisen können, als Life Time Member (LTM) erhalten.
Die Beliebtheit der Meisterschaft wird vor allem in den Teilnehmerzahlen deutlich. So nahmen 116 Spielerinnen und Spieler aus insgesamt 17 NATO-Nationen am Turnier teil. Der Älteste Spieler war auch dieses Mal wieder der niederländische General a.D. Steffers mit 91 Jahren.
Der Turniermodus im Überblick
Das Turnier wird traditionell in sieben Runden im Einzelturniermodus mit paralleler Mannschaftswertung ausgetragen. Je Nation können so bis zu acht Spielende gemeldet werden, von denen sechs im nationalen Team antreten und zwei auf NATO-Teams verteilt werden. Pro Team werden die besten vier Spielerinnen und Spieler der Einzelwertung auch für die Mannschaftswertung berücksichtigt.
Gold in der Mannschaftswertung für Griechenland, Bundeswehr-Auswahl holt Silber nach starkem Finish
In diesem Jahr ging Griechenland mit gleich fünf Titelträgern als klarer Favorit ins Rennen. Der Turnierverlauf gab den Prognosen recht, denn die griechische Mannschaft baute sukzessiv ihren Vorsprung aus. So betrug dieser bereits in der vierten Runde schon stolze drei Punkte.
Kopf an Kopf kämpften die Teams aus Polen, USA, Lettland, Deutschland und dem Favoriten Griechenland um die Podiumsplätze. Das endgültige Ranking stand jedoch erst am letzten Tag des Turniers fest. Mit vier Punkten Vorsprung gewann Griechenland vor Deutschland und Polen die punktgleich den zweiten Platz belegten. Dank der Feinwertung wurde das Team der Bundeswehr und damit Deutschland zum Vizemeister ernannt.
Mannschaftswertung der 34. NATO-Schachmeisterschaft:
Rang | Nation | Punkte |
1 | Griechenland | 24,0 |
2 | Deutschland | 20,0 |
3 | Polen | 20,0 |
4 | USA | 18,5 |
5 | Lettland | 18,0 |
6 | NATO 1 | 17,0 |
7 | Dänemark | 16,0 |
8 | Italien | 16,0 |
9 | Niederlande | 15,0 |
10 | Litauen | 14,5 |
11 | NATO 3 | 14,5 |
12 | Slowenien | 14,5 |
13 | NATO 2 | 14,5 |
14 | Vereinigtes Königreich | 14,0 |
15 | NATO LTM 1 | 14,0 |
16 | NATO LTM | 13,0 |
17 | Rumänien | 12,5 |
18 | Estland | 12,0 |
19 | Kanada | 11,5 |
20 | Belgien | 10,0 |
21 | Luxemburg | 7,0 |
22 | Norwegen | 4,0 |
Hausherren dominieren die Einzelwertung
Den Gewinn der Einzelwertung mit sechs Siegen und einem Remis aus sieben Partien sicherte sich IM Dimitris Alexakis aus Griechenland vor seinem Landsmann FM Alexandros Papasimakopoulos und Mateusz Tustanowski aus Polen. Als bester deutscher Spieler belegte Vorjahressieger FM Robert Stein nach vier Siegen und drei Remis (u. a. gegen die beiden Erstplatzierten) einen achtbaren fünften Rang.
In der Einzelwertung ergaben sich auf den ersten 15 Rängen folgende Platzierungen:
Rang | Name | Nation | Punkte |
1 | IM Dimitris Alexakis | Griechenland | 6,5 |
2 | FM Alexandros Papasimakopoulos | Griechenland | 6,0 |
3 | Mateusz Tustanowski | Polen | 6,0 |
4 | IM Anastasios Pavlidis | Griechenland | 6,0 |
5 | FM Robert Stein | Deutschland | 5,5 |
6 | FM Petros Rahmanidis | Griechenland | 5,5 |
7 | Ulrich Bohn | Deutschland | 5,5 |
8 | Marcin Pietruszewski | Polen | 5,5 |
9 | FM Patrick Emilio Aizpurua | USA | 5,0 |
10 | Hans-Christoph Andersen | Deutschland | 5,0 |
11 | FM Finn Pedersen | Dänemark | 5,0 |
12 | Andrew Jeselson | USA | 5,0 |
13 | WIM Ekaterini Pavlidou | Griechenland | 5,0 |
14 | Artis Alainis | Lettland | 5,0 |
15 | Tobias Jacob | Deutschland | 5,0 |
Bester deutscher Spieler des Turniers: FM Robert Stein Mit gutem Lauf zum 7. Platz im Endklassement: Ulrich Bohn Auf dem Weg zur Top-Ten-Platzierung: Hans-Christoph Andersen
Die Platzierungen der deutschen Spieler im Einzelnen:
Name | Punkte | |
FM Robert Stein (Regierungsinspektor) | BAIUDBw | 5,5 (5. Platz) |
Ulrich Bohn | ZCSBw – DEUmilSAA | 5,5 (7. Platz) |
Hans-Christoph Andersen (Technischer Regierungsdirektor) | BAPersBw | 5,0 (10. Platz) |
Tobias Jacob ( Technischer Regierungsoberinspektor) | BAAINBw | 5,0 (15. Platz) |
Mark Helbig (Oberstabsfeldwebel) | BAPersBw | 4,5 (20. Platz) |
Marko Sauer (Oberstabsfeldwebel) | LogKdoBw | 4,5 (23. Platz) |
Wilhelm Jauk (Stabsunteroffizier) | ABCAbwRgt 1 | 4,5 (25. Platz) |
Ewald Fichtner (Hauptmann) | LogBtl 171 | 4,0 (36. Platz) |
Guido Schott (Oberstleutnant a.D.) | LTM | 3,5 (53. Platz) |
Griechen auch im Blitzschach nicht zu stoppen
Traditionell wurde am Ende des Turniers ein Blitzturnier über elf Runden im Schweizer System ausgetragen. Sieger des Blitzturnieres wurde FM Alexandros Papasimakopoulos mit zehn Siegen und einem Remis. Der Gewinner der Einzelwertung IM Dimitris Alexakis sicherte sich in der Schnellschach-Variante mit 9,5 Punkten den zweiten Platz vor dem amerikanischen Teilnehmer FM Patrick Emilio Aizpurua mit 8,5 Punkten. FM Robert Stein konnte als bester deutscher Teilnehmer lange die Tuchfühlung zur Spitze halten und belegte in der Endabrechnung schließlich den 6. Rang mit 7,5 von 11,0 möglichen Punkten.
Auch in der letzten Spielrunde gilt es, die Konzentration hochzuhalten. Teamfoto Bundeswehr (v.l.n.r.): Ulrich Bohn, Marko Sauer, Robert Stein, Hans-Christoph Andersen, Tobias Jacob, Ewald Fichtner, Guido Schott, Wilhelm Jauk und Mark Helbig
Weitere Informationen, alle Ergebnisse sowie Bilder und Impressionen zur 34. NATO Schachmeisterschaft können auf der Internetseite www.natochess.com/ eingesehen werden. Die Partien der Lifeboards sind zu finden unter: https://live.chessbase.com/en/Pgn/34rd-nato-championship-2024.
Zahlreiche Ehrungen im Rahmen der 34. NATO-Schachmeisterschaft
Dieses Jahr wurden zusätzlich Preise in den Kategorien „ beste Spielerin “ , „bester Veteran“ sowie „bestes NATO mixed team Spieler“ verliehen. In letzterer Kategorie belegte Ulrich Bohn vor Marko Sauer als Angehörige der Bundeswehr, die Plätze eins und zwei.
Beste Spielerin:
1. WIM Katerina Pavlidou (GRE), 2. WGM Dana Dana Reizniece-Ozola (LAT), 3. Diana Pazariene (LAT)
Bester Veteran:
1. Paolo Tocco (ITA), 2. David Tucker (ENG), 3. Ard Dekker (NED)
Bester NATO mixed team Spieler:
1. Ulrich Bohn (GER), 2. Marko Sauer (GER), 3. Paolo Tocco (ITA)
Bestes Spiel:
Andrew Jeselson (USA) gegen Diederick Castelejn (NED) 1-0 (Kommentar IM Panayotis Frendzas)
Geehrt wurde ebenfalls FM Robert Stein, Angehöriger des Bundesamtes für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, der die dritte Auflage der gemeinsamen EU und NATO Online-Blitz-Meisterschaft am 21. Dezember 2023 auf dem Schachserver Lichess souverän gewonnen hatte.
Im Rahmen des Turniers durfte Wilhelm Jauk aus dem ABC Abwehrregiment 1, der eine achtmalige Teilnahme vorweisen konnte, seine Urkunde als Life Time Member in Empfang nehmen. Ulrich Bohn aus dem Zentrum für Cybersicherheit der Bundeswehr und Hans-Christoph Andersen aus dem Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr erhielten jeweils den Coin der NATO’s International Chess Commission (IMCC) für ihre zwölfmalige Teilnahme.
Sławomir Kędzierski, Chairman of the International Military Chess Committee ehrt Robert Stein (GER), Wilhelm Jauk (GER), Ulrich Bohn (GER) und Hans-Christph Andersen (GER).
Die nächste NATO Meisterschaft ist 2025 in Polen geplant. Das deutsche Team möchte auch dann wieder mithilfe der Unterstützung durch die Katholische Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung e.V. ganz vorne um die Meisterschaft mitspielen.
Insgesamt können wir auf ein wirklich gelungenes Turnier zurückblicken: hervorragend organisiert mit großartigen Rahmenbedingungen und die sprichwörtliche Ruhe der Griechen tat uns allen gut. Vielen Dank an Griechenland für dieses gelungene Turnier. Leider muss die Siegertrophäe „Knut“ die Zeit bis zur nächsten Meisterschaft in Polen nunmehr im sonnigen Griechenland ausharren.
Unser Dank geht an die Katholische Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung e.V., die das deutsche Team wiederum tatkräftig in Organisation und Logistik unterstützt hat.
„Knut“, eine bronzene Skulptur des mittelalterlichen Königs Knut (ca. 995 – 1035). Dieser hat vor 1.000 Jahren in seinem Reich, bestehend aus Dänemark, Norwegen und England, das Schachspiel verbreitet.Spieler des Turniers als Sieger der Einzelwertung, Gewinner der Teamwertung und Zweitplatzierter im Blitzschach: IM Dimitris Alexakis
Für Schachenthusiasten sei zum Abschluss noch der Blick auf zwei interessante Partien mit deutscher Beteiligung empfohlen:
Onley (ENG) – Bohn (GER) 0:1
Stein (GER) – Pavlidis (GRE) 1:0
Text: Marko Sauer (redaktionelle Bearbeitung durch KAS)
Fotos: © Hellas Orga Team, Marko Sauer, Ulrich Bohn, Conny Schilling