Die Schachmeisterschaft der NATO-Nationen ist ein internationales Turnier mit einer langen Tradition. Für die bereits 33. Auflage der Meisterschaft reisten in diesem Jahr insgesamt 116 Spielerinnen und Spieler aus 17 NATO-Nationen vom 3. bis zum 9. September nach Portorož an die slowenischen Adriaküste. Wie auch in den vergangenen Jahren, konnten sich die Vertreterinnen und Vertreter aller angetretenen Nationen nicht nur am Schachbrett messen, sondern auch in den regen persönlichen Austausch gehen.

Dieses Zusammensein schafft eine kameradschaftliche und freundschaftliche Atmosphäre, die die NATO-Schachmeisterschaft zu einer ganz besonderen Veranstaltung macht. Dies ist wohl auch ein Grund dafür, dass so viele erfahrene Akteure diesem Turnier treu bleiben. Wer eine achtmalige Teilnahme nachweisen kann, bleibt dem Turnier als Life Time Member (LTM) erhalten. Zur guten Tradition der NATO-Schachmeisterschaften gehört es auch, dass Spielerinnen und Spieler der verschiedenen Nationen vor den Partien jeweils kleine Gastgeschenke austauschen. Wiederholt unterstützte die Firma Chessbase das Team der Bundeswehr dabei großzügig und die mitgebrachten Präsente wurden sehr dankbar von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern aller Nationen entgegengenommen.

Der Turniermodus im Überblick

Die NATO-Schachmeisterschaft wird traditionell als siebenrundiges Einzelturnier mit paralleler Mannschaftswertung ausgetragen. Je Nation können bis zu acht Spielerinnen und Spieler gemeldet werden, von denen sechs im nationalen Team antreten und zwei Akteure auf NATO-Teams verteilt werden. Je Team werden die besten vier Spielerinnen und Spieler in der Einzelwertung für die Mannschaftswertung berücksichtigt.

Ältester Spieler des Turniers war dieses Jahr wieder einmal der niederländische General a.D. Steffers mit nunmehr 90 Jahren. In der Vergangenheit war er lange Jahre Chairman des International Military Chess Committee. Am Schachbrett, mit einer ELO Zahl von knapp 1900, weiß er immer noch eine scharfe Klinge zu führen.

Mannschaftserfolg für Bundeswehr-Auswahl nach starkem Endspurt

Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren ging die Auswahl der Bundeswehr in Slowenien nicht als Mitfavorit ins Rennen. Hier galten unter anderem die Teams aus Griechenland, den USA sowie der Türkei als Titelaspiranten. Dennoch rechnete man sich im deutschen Lager durchaus Außenseiterchancen aus, da mit den FIDE-Meistern Robert Stein (Regierungsinspektor) und Mark Helbig (Oberstabsfeldwebel) ebenfalls zwei anerkannte Titelträger des Weltschachbundes in das Geschehen eingriffen.

Zunächst schien der Turnierverlauf allerdings den Prognosen recht zu geben, denn nach vier von sieben gespielten Runden sah es für das Team der Bundeswehr nicht allzu erfolgsversprechend aus. Griechenland (13 Punkte) führte das Feld an, gefolgt von Polen (12,5 Punkte) und den USA (12 Punkte). Deutschland lag zu diesem Zeitpunkt gemeinsamt mit der Türkei mit 11,5 Punkten auf dem geteilten 4. Platz. Bekanntlich werden die Preise aber erst am Ende des Turnieres vergeben und so setzte die Bundeswehr-Auswahl zu einem starken Endspurt an und holte aus den letzten 3 Runden mit Fortune und dem nötigen Geschick genügend Punkte, um am Ende doch den verdienten Sieg zu erringen.

Mannschaftswertung der 33. NATO-Schachmeisterschaft:

RangNationPunkte
1Deutschland21
2Griechenland20
3USA20
4Türkei20
5Lettland19
6Polen19
7Dänemark17,5
8Italien17
9Litauen15
10Slowenien15
11NATO 1 15
12Vereinigtes Königreich14,5
13Niederlande14,5
14NATO LTM 214
15Belgien14
16NATO 213,5
17NATO LTM 112,5
18Kanada11,5
19Luxemburg10,5
20Estland9,5
21Norwegen3

FM Robert Stein als bester Spieler des Turniers ausgezeichnet

Gekrönt wurde das hervorragende Abschneiden des deutschen Teams durch den persönlichen Erfolg von FM Robert Stein, der sich nach seinem Sieg bei der diesjährigen Bundeswehr-Schachmeisterschaft auch auf internationaler Bühne den ersten Platz in der Einzelwertung sichern konnte. Er spielte durchgängig ein solides Turnier und konnte mit IM Anastasios Pavlidis aus Griechenland sowie IM Ege Koksal aus der Türkei am Ende sechs Punkte aus sieben Partien verbuchen. Die bessere Buchholzwertung brachte FM Robert Stein dann den verdienten Sieg.

In der Einzelwertung ergaben sich auf den ersten zwanzig Rängen folgende Platzierungen:

RangNameNationPunkteBuchholz
1FM Stein, RobertGER634,5
2IM Pavlidis, AnastasiosGRE633
3IM Koksal, EgeTUR633
4FM Aizpurua, Patrick EmilioUSA5,531,5
5FM Wang, EigenUSA5,530,5
6GM Firat, BurakTUR5,530
7Pietruszewski, MarcinPOL534
8Delfino, LuigiITA533
9Sycz, DariuszPOL531
10FM Helbig, MarkGER530
11CM Watters, ChaseUSA529,5
12Tetepoulidis, IoannisGRE529,5
13Andersen, Hans-ChristophGER529,5
14Jauk, WilhelmGER527,5
15WGM Reizniece-Ozola, DanaLAT526,5
16Graczyk, DamianPOL525
17Circenis, KasparsLAT524,5
18Sauer, MarkoNATO 14,532
19Hansen, StefanDEN4,530,5
20Mouroutis, KonstantinosGRE4,529,5

Die Platzierungen der deutschen Spieler im Einzelnen:

NamePunkte
FM Robert Stein (Regierungsinspektor)BAIUDBw6 (1. Platz)
FM Mark Helbig (Oberstabsfeldwebel)BAPersBw5 (10. Platz)
Hans-Christoph Andersen BAPersBw 5 (13. Platz)
Wilhelm Jauk (Stabsunteroffizier)ABCAbwReg 1, Strausberg5 (14. Platz)
Marko Sauer (Oberstabsfeldwebel)LogKdoBw4,5 (18. Platz)
Ulrich BohnZCSBw – DEUmilSAA4 (43. Platz)
Tobias Jacob ( Technischer Regierungsoberinspektor)BAAINBw3,5 (63. Platz)
Karl Koopmeiners (Stabshauptmann a.D.)3 (73. Platz)

Darüber hinaus wurde in diesem Jahr erstmalig ein Preis für den besten Veteranen an den US-Amerikaner Robert Keough vergeben. Der Gewinner dieses Pokals darf kein aktiver Soldat mehr sein und nicht im Nationalteam spielen.

Emilio Aizpurua aus den USA mit Sieg im Blitzturnier

Abschließend wurde wie in jedem Jahr ein Blitzturnier ausgetragen, bei dem 90 Teilnehmende über elf Runden im Schweizer System gegeneinander antraten. Als Sieger des Blitzturniers konnte sich der US-Amerikaner FM Patrick Emilio Aizpurua mit 9,5 Punkten erfolgreich gegen die Konkurrenz durchsetzen. Den zweiten Platz sicherte sich GM Burak Firat aus der Türkei mit neun Punkten vor IM Ege Koksal aus der Türkei mit 8,5 Punkten. Für FM Robert Stein, der im letzten Jahr Zweiter wurde, reichte es mit acht Punkten in der aktuellen Auflage nur ganz knapp nicht zu einem Platz auf dem Treppchen.

Nachfolgend die Platzierungen auf den ersten zehn Rängen:

RangName & NationPunkte
1 FM Aizpurua, Patrick Emilio (USA) 9,5
2GM Firat, Burak (TUR)9
3IM Koksal, Ege (TUR)8,5
4Fm Stein, Robert (GER)8
5Lami, Damiano (ITA)8
6GM Watters, Chase (USA)8
7Kaan Bacak, Muhammed (TUR)7,5
8 Valeinis, Janis (LAT)7,5
9Flaata, Alexander R. (NOR)7,5
10 Hernandez, Albert (USA)7,5

Alle Informationen zu Paarungen und Platzierungen der 33. NATO Schachmeisterschaft können auf der Internetseite https://www.slovenskavojska.si/en/in-the-service-of-peace/international-sports-competitions/33rd-nato-chess-championship-2023// eingesehen werden.


Die nächste NATO Meisterschaft ist 2024 in Griechenland geplant. Das deutsche Team möchte auch dann wieder mithilfe der Unterstützung durch die Katholische Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung e.V. ganz vorne um die Meisterschaft mitspielen.


In Anbetracht der kleinen Durststrecke des Bundeswehrteams in den letzten zwei Jahren mit einem 3. und einem 4. Platz (2019 konnte bei der 30. NATO-Schachmeisterschaft in Deutschland letztmals die Mannschaftswertung gewonnen werden) war das Ergebnis sicherlich überraschend und etwas besonderes. So darf Knut die Zeit bis zur nächsten Meisterschaft, welche 2024 in Griechenland ausgetragen wird, nunmehr in Deutschland verbringen.

Die Katholische Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuuung e.V. hat im Vorfeld die starke Leistung des deutschen Teams wiederum tatkräftig in Organisation und Logistik unterstützt. Unser ausdrücklicher Dank geht an den diesjährigen Ausrichter Slowenien, sie machten diese Meisterschaft zu einem unvergesslichen Event. Die Ausrichtung war wahrlich meisterlich.


Text: Marko Sauer (redaktionelle Bearbeitung durch KAS)
Fotos: © Slowenien Orga Team