Kunst als Spiegel gesellschaftlicher und persönlicher Herausforderungen
Berlin, 04. November 2024 – Im Sitzungssaal des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestages fand die feierliche Preisverleihung des 17. Kunstwettbewerbs der Bundeswehr statt. Unter dem Thema „un.verwundbar“ reichten aktive Bundeswehrangehörige beeindruckende Werke ein, die sich thematisch mit Verwundbarkeit und Resilienz auseinandersetzen. Die künstlerischen Beiträge umfassten dabei ein breites Spektrum an Formen wie Malerei, Skulptur, Collage, Gesang und digitale Kunst. Mit insgesamt 116 Kunstwerken von 143 Teilnehmenden wurde ein neuer Rekord aufgestellt. Die ausgezeichneten Werke werden ab Februar 2025 in einer deutschlandweiten Wanderausstellung präsentiert. In diesem Jahr stand der Wettbewerb unter dem Thema „un.verwundbar“, das die Künstler aufforderte, sich mit dem Spannungsfeld zwischen Verwundbarkeit und Unverwundbarkeit auseinanderzusetzen – eine Frage, die für viele Soldatinnen und Soldaten in ihrem Alltag zentral ist.
Moderatorin Hauptmann Maria Schönemann, Berlin-Korrespondentin von Radio Andernach, eröffnete die Veranstaltung, indem sie den Ablauf vorstellte und eine kurze Einführung in das Thema gab. Danach leitete sie zum ersten Grußwort über, das von Dr. Marcus Faber, dem Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses, gehalten wurde. In seiner Rede hieß er alle Anwesenden herzlich willkommen und hob hervor, dass der Sitzungssaal des Verteidigungsausschusses genau der richtige Ort für die Auszeichnung der Preisträger sei, da dieser Ort wie keiner zweiter für die Verbundenheit der Bundeswehr mit dem Deutschen Bundestag stehe. Mit dem Thema „un.verwundbar“ werde das Spannungsfeld zwischen Verwundbarkeit und Unverwundbarkeit treffend benannt – ein Thema, das auch für die anwesenden Abgeordneten von großer Bedeutung sei. „Ihre Werke spiegeln die vielschichtige Bedeutung von Unverwundbarkeit wieder – sei es im medizinischen, gesellschaftlichen oder ganz persönlichen Kontext. Sie zeigen uns, dass Verwundbarkeit und Stärke oft zwei Seiten derselben Medaille sind und Unverwundbarkeit muss auch nicht bedeuten, dass es keine Verletzlichkeit gibt, sondern vielmehr geht es darum, mit Verletzlichkeit umzugehen“, erklärte Faber.
„un.verwundbar“: Die Kraft der Kunst in herausfordernden Zeiten
In Vertretung des Evangelischen Militärbischofs Dr. Bernhard Felmberg hob Rolf Hartmann, Hauptgeschäftsführer der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung (EAS), in seinem Grußwort die Komplexität des Themas hervor: „Die Frage der ‚Un.verwundbarkeit‘ begleitet alle Angehörigen der Bundeswehr und ist fester Bestandteil ihres Berufs. Das Spannungsfeld zwischen Verwundbarkeit und Unverwundbarkeit ist ständig präsent und wird in den eingereichten Werken eindrucksvoll verdeutlicht. Die Wettbewerbsbeiträge, die heute präsentiert werden, vermitteln facettenreiche Einblicke in das Thema.“
Preisverleihung als Brücke zwischen Bundeswehr und Gesellschaft
Brigadegeneral Michael Oberneyer, stellvertretender Amtschef des Streitkräfteamtes und Vertreter des Schirmherrn, würdigte die Wahl des Verteidigungsausschusses des Bundestages als Ort der Preisverleihung. Sie unterstreiche die besondere Verbindung zwischen der Bundeswehr als Parlamentsarmee und dem Parlament selbst. Angesichts der aktuellen Krisen und sicherheitspolitischen Herausforderungen sei die Frage nach Verwundbarkeit besonders relevant. Oberneyer betonte: „Lassen Sie uns die Diskussion über Verwundungen und Verwundbarkeit in unserer Gesellschaft fördern und die Bedeutung von Kunst als Spiegel unserer Realität stets im Auge behalten.“
Die Preisträgerinnen und Preisträger des 17. Kunstwettbewerbs der Bundeswehr
Die Verleihung der Preise übernahmen im Wechsel Brigadegeneral Oberneyer, Rolf Hartmann und die Wehrbeauftragte des Bundestages Dr. Eva Högl. Beginnend mit dem Gruppenpreis über den Familienpreis bis hin zu den acht Einzelpreisen der Finalteilnehmenden.
Den Gruppenpreis erhielt der Mitgliederchor »toninfusion« des Bundeswehrkrankenhauses Berlin für das Lied „Wir vergessen unsre Kinder nicht“, während die Familie um Caroline Burton für ihr Mixed Art-Aquarell-Acryl mit dem Titel „Farbe bekennen“ mit dem Familienpreis ausgezeichnet wurde. Den ersten Preis gewann Maria Seddig für ihr Werk „Was schützt mein Herz?“ – ein berührendes Acrylbild, das die Zerbrechlichkeit und den Schutz des eigenen Selbst thematisiert. Der zweite Platz ging an Enrico Frenzel für sein Ölgemälde „un.verwundbar“, und den dritten Platz sicherte sich Alexandra Philipp mit ihrem Werk „Verborgene Wunden“. Die Liste der fünf weiteren Preisträger zeigt die Vielfalt der Einsendungen: von Acrylmalereien und Grafiken bis hin zu Mischtechniken. Die Werke setzen sich intensiv mit den emotionalen und psychischen Herausforderungen des Soldatenberufs auseinander.
Die Kunstwerke auf Wanderausstellung
Ab dem 12. Februar 2025 werden die zehn ausgezeichneten Werke im Haus der Evangelischen Militärseelsorge in Berlin erstmals in einer deutschlandweiten Wanderausstellung gezeigt. Projektleiter Roland Prüfer ist für die Organisation und Durchführung der Ausstellung verantwortlich und freut sich darauf, die Kunstwerke einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Im Rahmen eines Stehempfangs nach der Preisverleihung hatten die Gäste die Gelegenheit, sich mit den ausgezeichneten Künstlern auszutauschen und ihre Werke zu erleben. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von Sascha Kempin, der mit Akustikgitarre und Gesang für eine festliche Stimmung sorgte.
Kunstwettbewerb der Bundeswehr: Erfolgreiche Betreuungsmaßnahme mit langjähriger Tradition
Der Kunstwettbewerb der Bundeswehr wird seit 1997 wechselseitig von Evangelischer Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung (EAS) und Katholischer Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung (KAS) durchgeführt und steht unter der Schirmherrschaft des Amtschefs des Streitkräfteamtes der Bundeswehr (SKA). Für die Organisation des 17. Kunstwettbewerbs zeichnete die EAS verantwortlich. Für den 18. Kunstwettbewerb der Bundeswehr 2026 übernimmt die KAS wieder den Staffelstab. Ziel dieser besonderen Betreuungsmaßnahme ist es, zur Förderung von Kunstschaffenden in der Bundeswehr und zur Verbesserung der Integration der Bundeswehr in die Gesellschaft aktiv beizutragen. Weitere Informationen zum Wettbewerb unter www.KunstBw.de.
Text und Bilder: EAS/Claus Standke